
Die mentale Last der Sorge, die auf unseren Schultern liegt, verstehen und überwinden
„In Deutschland übernehmen Frauen 80 Prozent der Sorgearbeit, zu der neben dem Aufziehen von Kindern alles rund um die Haushaltsführung gehört. Männer dagegen erledigen nur 20 Prozent der Care-Arbeit. Diese Lücke bezeichnet man als Gender Care Gap.“
Quelle: Equal Care Day
Was ist „mental load“ eigentlich?
„Mental Load bezeichnet die Last der alltäglichen, unsichtbaren Verantwortung für das Organisieren von Haushalt und Familie im Privaten, das Koordinieren und Vermitteln in Teams im beruflichen Kontext sowie die Beziehungspflege und das Auffangen der Bedürfnisse und Befindlichkeiten aller Beteiligten in beiden Bereichen.“
Definition Mental Load
Folgen des ewigen Mental Loads
Es gibt einige Symptome, anhand derer du erkennen kannst, wie es dir mit der Dauerbelastung zurzeit geht. Dies sind aber ganz individuelle Stress- und Belastungsanzeichen, die auf Dauer, solltest du nichts dagegen unternehmen, zu schwerwiegenden (psychischen) Erkrankungen wie Angstzuständen und Depressionen (Burnout) führen können.
Auf diese Symptome solltest du achten:
- du fühlst dich andauernd erschöpft und bist müde
- du fühlst dich ausgebrannt, gehetzt, kraftlos
- Du kannst nicht mehr abschalten, dein Kopf ist immer voll
- Du bist gereizt und launisch
- Du willst allein sein, fühlst dich aber auch schuldig deswegen
- Du möchtest nicht zugeben, dass du überfordert bist, weil du Angst hast, deiner Rolle als Mutter nicht gerecht zu werden
- Du „weißt“, dass du nichts ändern kannst, das macht dich hilflos
- Schlafstörungen
- Rückenschmerzen
- Migräne
Zudem hat der Dauerstress Auswirkungen auf dein Immunsystem.
Solche (und ähnliche) Symptome können auf ein sogenanntes Mama-Burnout hindeuten.
„Und so geht die „Erschöpfung durch Mutterschaft“, wie es die feministische Autorin Teresa Bücker nennt, mit bleischwerer Härte weiter, vererbt sich durch das Kümmerverhalten, das Mütter ihren Töchtern und Söhnen vorleben, weiter von Generation zu Generation. Und setzt durch die Pandemie natürlich noch eins drauf. In ihrem SZ-Beitrag „Ist es radikal, sich die Gedankenarbeit zu teilen?“ vertritt Bücker die These, dass es Frauen, die für intakte Beziehungen oder Happy-Family-Ideale Selbstausbeutung in Kauf nehmen, vor allem um Anerkennung gehe, geleitet durch falsche Vorstellungen von der Super-Mom und perfekten Ehefrau. Bilder, die durch Selbstinszenierungen und Do-It-Youself-Tutorials in den Social-Media-Kanälen noch befeuert werden. Ein Teufelskreis, denn je mehr solche Frauen versuchen, durch unsichtbare Kümmerarbeit aufzufallen, desto anstrengender wird die Sache natürlich! Bücker plädiert dafür, sich vor allem darüber Gedanken zu machen, „welche Formen der Anerkennung…uns wirklich Sicherheit in der eigenen Rolle geben?“ Das sei Gedankenarbeit, die sich lohne. „Denn sie ist eine Voraussetzung dafür, die verinnerlichte Unterdrückung zu verlassen und frei zu leben.“ Quelle: www.br.de
Ideen/ Lösungen
Macht den
und geht darüber ins Gespräch. Das ist ein super Einstieg. Schaut, wo wirklich eure Aufgaben liegen und was man wirklich gut abgeben kann.
Es geht um eine echte Umverteilung der familiären und häuslichen Aufgaben:
Dabei geht es nicht ums Abschaffen, Erinnern und Helfen, sondern darum, Verantwortung für den ganzen Prozess an Andere abzugeben.
Und dann auch loszulassen und sich entspannt zurückzulehnen.
Unbedingt mit dem/der Partner:in reden!
Wichtig Wichtig Wichtig
- Es ist wichtig, dass wir von alten Idealen / Glaubenssätzen / Ansprüchen an uns selbst loslassen!
- Jede:r darf lernen, nein zu sagen!
- Pausen Pausen Pausen!!
- Auf die eigenen Bedürfnisse achten: wer seine eigenen Bedürfnisse immer nur hinten anstellt, wird auf Dauer erschöpft, unglücklich und schneller gereizt

Dich erschlägt der Mental Load?
Sprich mal mit deiner Krankenkasse!
Es gibt Kurse zur Stressbewältigung, sowie Unterstützung (in Form einer Haushaltshilfe z.B.): Einfach mal anfragen!
Das Elterntelefon
Das Elterntelefon ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, dienstags und donnerstags bis 19 Uhr besetzt und unter der kostenlosen bundesweit einheitlichen Rufnummer 0800 – 111 0 550 zu erreichen.
„Frühe Hilfen“
vom örtlichen Jugendamt (für Kinder bis 3 J), sieh es als eine Art Netzwerk
Im Kindergarten/ in Schule nach Gleichgesinnten Familien suchen und sich vernetzen (Um z.B. Kinder gegenseitig zu betreuen, um Pausen zu ermöglichen)
Mutter-Kind-Kur
Diese kann man einfach über die Krankenkasse beantragen und dauert in der Regel 3-5 Wochen. Als Tipp: am Besten mit Kindern, die bereits eine Fremdbetreuung kennen. Schulkinder können auch vor Ort zur Schule gehen, wobei dies wohl nicht unbedingt den gleichen schulischen Standard liefert wie gewünscht. Am Besten fragt ihr einmal nach, und die Zeit während der Kur kann man trotzdem wunderbar für sich nutzen! Es gibt viele Angebote rund um Stressbewältigung, Entspannung, Fitness, Ernährung, psychologische Beratung und vielem mehr.
Was man noch bedenken darf
Man kann nicht alles gleichzeitig schaffen, und das ist ok! Wo kann man Abstriche machen? An Ansprüchen und Perfektionismus alle Male. Aber auch an finanziellen Belastungen?
Was kann man loslassen, wenn man mitten drin in der Belastung steckt? Welche Punkte/ Personen/ Bedürfnisse leiden als Erstes darunter? Ist das auf Dauer gut? Langfristig gedacht?
Es geht auch darum, seinen Lebensstandard seinen eigenen Bedürfnissen und Ressourcen anzupassen – und das sieht eben bei jedem von uns anders aus. Es gibt da keine Pauschallösung. Ich finde es auch zu kurz gedacht, zu sagen: bauen wir eben kein Haus, kriegen wir eben nur ein Kind. Kommt ganz darauf an, was auf der Liste ganz oben steht, was mir persönlich eben sehr sehr wichtig ist, und was vielleicht nicht so.
Und da wären wir wieder bei dem Punkt, den ich absolut richtig finde:
Es geht nicht alles gleichzeitig. Und das muss auch gar nicht.

Politische Lösungen
Auch die Bertelsmann Stiftung setzt sich für Geschlechtergerechtigkeit ein und macht Vorschläge zur gerechteren Verteilung von Erwerbsarbeit und unbezahlter Care-Arbeit, zum Beispiel mit Modellen der Arbeitszeitverkürzung. So könnte aus der 40-Stunden-Woche eine 32-Stunden-Woche werden – bei gleichbleibendem Lohn. Auf diese Weise könnten auch Eltern mit Kindern ohne finanzielle Einbußen Sorgearbeit und Erwerbstätigkeit besser untereinander aufteilen.
Quelle: change Magazin
Ich glaube der finanzielle Aspekt kommt insgesamt viel zu kurz. Gäbe es mehr finanzielle Unterstützung, würden sich viele Probleme von alleine lösen. Aber der Mental Load bleibt natürlich der gleiche. Eventuell nur eine Verschiebung des Problems.
Finanzielle Entlohnung und Wertschätzung der Care Arbeit würde trotzdem viele Probleme erleichtern!
Fazit
Und zu guter Letzt:
Ja. Es ist zu kurz gedacht, dieses Problem, das so viele (alle?) betrifft, alleine bei den Familien angesiedelt zu lassen. Es ist ein strukturelles Problem. Ein politisches.
Gäbe es mehr Unterstützung, würden viele Themen wegfallen. Mehr finanzielle Unterstützung für Familien, mehr Betreuungsmöglichkeiten. Dann gäbe es auch weniger Dauer angespannte und ausgebrannte Familienstrukturen.
Ich mein, wie viele Eltern reißen sich Tag für Tag den Arsch auf, gehen super viel arbeiten, müssen ihre Kinder lange Zeit in eine Betreuung geben, nur damit alle Ausgaben, Haus, Auto, Betreuung, etc. gedeckt sind? Und da sind nicht mal Sonderausgaben oder ein Urlaub drin.
Worauf da verzichten? Wenn es schon ein recht unflexibles System ist?
Günstiger wohnen geht nicht. Kleineres Auto funktioniert nicht. An Betreuung sparen heißt auch an potentieller Arbeitszeit sparen.
Also noch einmal:
Eine Patentlösung gibt es nicht.
Aber es gibt (individuelle) Möglichkeiten.
Zeitlich begrenzte vielleicht. Auch keine Dauerlösungen, sondern eventuell Übergangslösungen. Oder einfach auch mal Veränderungen im System. Kann ja bei jedem anders aussehen. Man muss Dinge nicht so machen wie sie alle anderen machen. Und wenn du das jetzt liest und denkst, jaja die Alte hat gut Reden, sie lebt nicht mein Leben, haste zwar Recht. Aber ich bezweifle doch stark, das es insgesamt betrachtet keinerlei Möglichkeit gibt, etwas an der eigenen Situation zu verändern. Vielleicht sind manche Lösungen auch nicht unbedingt „bequem“. Veränderung bedeutet auch Arbeit. Dafür muss man bereit sein und dafür braucht man Ressourcen, Kräftemässig. Und man muss es wollen. und damit meine ich nicht „ich muss nur ganz doll wollen dann klappt das schon“, nein, damit meine ich: jeder muss für sein eigenes Leben die Verantwortung übernehmen. Auch wenn das System Mist ist, muss ja trotzdem irgendwo eine Lösung her. Nur drüber Meckern bringt ja nun auch nichts.
Es muss also nicht immer so festgefahren bleiben. Aber. Ja, leider ist es einfach noch so, dass das jede Familie für sich selbst entscheiden muss.